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Es war einmal...
So fangen im Allgemeinen Märchen an. Es war also einmal eine bildschöne Prinzessin, die viel Spaß am Lesen hatte und so kam es, dass sie selber Geschichten und Gedichte schrieb und eine bekannte Schriftstellerin wurde.
Ende des Märchens? Oh nein. Es wurde noch märchenhafter. Eines Tages lernte sie einen Prinzen kennen und verliebte sich ihn. Sie heirateten und als er König wurde, wurde sie die Königin eines großen Landes. Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende und sie, die Königin, wurde so beliebt, dass sie bis heute unvergessen ist.
Ein schönes Märchen!
Aber dieses Märchen ist kein Märchen, es ist wahr und alles begann nur ein paar Kilometer von hier entfernt und Melsbach, unser kleiner Ort, spielt eine ganz kleine Rolle in dem Märchen, das doch überhaupt keines ist.
Geboren wurde sie, die Prinzessin, als Prinzessin Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied am 29. Dezember 1843 auf Schloß Monrepos bei Neuwied. Schon in ganz jungen Jahren zeigten sich ihre Talente zum Schreiben und zur Musik. Ihre Talente wurden früh gefördert, so erhielt sie u. a. Klavierunterricht durch die wohl größte Pianistin Deutschlands, Clara Schumann.
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Bereits in jungen Jahren schrieb sie ihre ersten Gedichte und Geschichten, hierfür suchte sie vermehrt Plätze in unberührter Natur. Einer dieser Plätze war die „Anhöhe über der Wied“ in Melsbach, von der sie einen wunderbaren Blick auf die Wied, das Wiedtal und die angrenzenden Wälder und Wiesen hatte.
Quelle: ngiyaw-ebooks
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In vielen ihrer, im Gedichtband „Heimat“ veröffentlichten Gedichte steht der Wald im Mittelpunkt, eines dieser Gedichte trägt den Namen „Laubach“.
Zum Andenken an sie erhielt dieser Platz auf der Anhöhe später den Namen „Elisabethhöhe“.
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Wie so üblich, reiste auch sie viel und so lernte sie 1861, im Alter von 18 Jahren, Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen kennen. 8 Jahre später, im Oktober 1869 kam es auf Schloß Monrepos zur Verlobung mit ihm, der 3 Jahre zuvor Fürst von Rumänien geworden war. Nur einen Monat später, am 15. November 1869 erfolgte die Hochzeit im Schloß Neuwied. Ende November reiste das Paar nach Bukarest, in der dortigen Mitropolie-Kathedrale kam es zur kirchlichen Trauung nach rumänisch-orthodoxem Ritus.
1878, nach dem Sieg im rumänischen Unabhängigkeitskrieg, kam es zur Gründung des neuen Staates Rumänien und 1881 zur Erhebung Rumäniens als Königreich. Am 10. Mai 1881 kam es zur Krönung von Karl und Elisabeth zum König und zur Königin von Rumänien.
Elisabeth hatte sehr schnell die Herzen aller Menschen in Rumänien gewonnen. Als Königin hatte sie nun die Möglichkeit, auf vieles einzuwirken, so gründete sie viele Schulen und Krankenhäuser. Zeitlebens aber blieb sie ihrer dichterischen Berufung treu. Viele Gedichte fielen in ihre Zeit als Königin von Rumänien, nun auch viele Gedichte über ihr neues Land. Diese und auch die Gedichte ihrer Jugendzeit veröffentlichte sie nunmehr in zahlreichen Bänden, jedoch unter ihrem Pseudonym „Carmen Sylva“. Ihre Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt und so trug sie auf diesem Weg zum Verständnis ihres Landes bei.
Am 10. Oktober 1914 starb König Karl von Rumänien, nur eineinhalb Jahre später, am
02. März 1916 starb auch Königin Elisabeth von Rumänien in Bukarest. Die Beisetzung erfolgte in der Klosterkirche Curtea de Arges in Rumänien an der Seite ihres Gemahls.
Ihr Kindheitstraum, ihre Gedichte und Geschichten neben großen Namen zu sehen, erfüllte sich nicht, aber durch ihren humanitären Einsatz in Rumänien erreichte sie vielleicht noch etwas viel Größeres. Noch heute, etwa 100 Jahre nach ihrem Tod, ist sie in Rumänien sehr bekannt und wird dort nach wie vor sehr verehrt.
Auch in Neuwied, ihrem Geburtsort, erinnert noch Vieles an sie, das Elisabeth-Krankenhaus trägt ebenso ihren Namen wie die Elisabeth-Straße in Neuwied. Ebenso findet man überall Hinweise auf „Carmen Sylva“, so z. B. den „Carmen-Sylva-Garten“, ein Rheinschiff trägt ihren Namen und seit ein paar Jahren trägt auch die Regionale Schule Niederbieber den Namen "Carmen-Sylva-Schule“.
Treffender kann man ihr Leben nicht beschreiben, wie es die Inschrift des Gedenksteins im Carmen-Silva-Garten aussagt:
Vom Volke unvergessen, wurde sie selbst zur "Legende im Herzen der Menschen".